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Ukraine: Kriegswunden der Seele heilen

Ein Krieg löst massenweise Traumata aus, die unbehandelt bis in die nächste Generation fortwirken können. Damit das nicht passiert, bietet KOLPING Ukraine in seinen Einrichtungen psychosoziale Betreuung an und bildet dafür Traumafachkräfte aus. Katharina Nickoleit (Text) und Christian Nusch (Fotos) haben in Czernowitz Betroffenen und Helfer getroffen. 

Wenn in Czernowitz mal wieder Luftalarm herrscht, geht keiner in den Bunker. So weit in den Westen der Ukraine kommen die Raketen nicht, das ist so gut wie sicher. Doch obwohl das alle wissen, macht das Sirenengeheul etwas mit den Menschen. „Der Krieg verursacht eine permanente Hintergrundanspannung. Das spüren alle Ukrainer. Im Grunde bräuchte das ganze Land eine Traumatherapie“, meint die Psychologin Maryna Chornei. „Und je dichter man an der Front war, desto dringlicher ist sie.“

Maryna ist eine von 30 Sozialarbeitern, Psychologen und Ärzten, die der ukrainische Kolpingverband derzeit in Kooperation mit der Stiftung Wings of Hope Deutschland zu Traumafachkräften weiterbildet. In neun Modulen von jeweils vier Tagen lernen sie, Menschen zu helfen, die durch den Krieg schwere seelische Verletzungen erlitten haben. Genau das ist ein Trauma: Ein Erlebnis, das so belastend ist, dass es nicht aus eigener Kraft bewältigt werden kann. Es bleibt eine offene Wunde, die immer wieder schmerzt, wenn man an ihr rührt. Weil das Erlebte nicht verarbeitet wurde, kann die Erinnerung daran nicht verblassen, sondern sie ploppt plötzlich und unkontrollierbar auf. Das kann sich in vielfältigen seelischen wie körperlichen Symptomen zeigen, unter anderem in Schlafstörungen, Panikattacken und permanenter Anspannung.

Neben Maryna nehmen auch Valerii Zagorskyi und Olena Kononykhina aus Czernowitz an der Fortbildung teil. Olena weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Traumabewältigung ist, denn sie hat selber eines durchlitten. 2014 floh sie aus Donezk, als dort der Bürgerkrieg begann. Von heute auf morgen musste sie ihr ganzes früheres Leben – Heimat, Familie, Freunde, Arbeit – zurücklassen. Damals gab es niemanden, mit dem sie darüber sprechen konnte, was das mit ihr gemacht hat. Als Ärztin wusste sie aber, dass solche Erlebnisse oft Traumata auslösen. „Ich musste mir erst eingestehen, dass ich Hilfe brauche und weiß, wie schwer dieser erste Schritt ist. Aber ich weiß auch, wie wichtig es ist, sich Hilfe zu suchen, damit die Verletzung heilen kann.“ Heute ist es Olena, die Betroffenen hilft.

LESEN SIE HIER DEN GESAMTEN ARTIKEL ALS PDF (Auszug aus dem Spendermagazin „Horizonte“, September 2024)