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Projektreise nach Indien

Wie leben die Kolpingsfamilien in Indien, mit welchen Projekten erzielen sie Einkommen? Sigrid Stapel, Referentin für entwicklungspolitische Bildungsarbeit bei KOLPING INTERNATIONAL, berichtet über ihren Projektbesuch in Indien:

Begeistert von der Arbeit von Kolping Indien kehrten Peter Jung, Geschäftsführer von Kolping Schweiz, Vera Heinz, Beauftragte für Internationale Partnerschaftsarbeit von Kolping Augsburg, Gregor Federhen, Länderreferent bei KOLPING INTERNATIONAL und ich von unserem fünftägigen Projektbesuch Ende Mai aus Indien zurück. Der zweitgrößte Nationalverband hat 40.000 Mitglieder, 90 % von ihnen sind Frauen, die alle in Spargruppen organisiert sind.

Das Nationalbüro hatte für uns ein sehr interessantes Programm zusammengestellt. Besonders im Fokus standen die Treffen mit den Kolpingsfamilien.  Stolz und selbstbewusst berichteten uns die Frauen, wie sie durch die Unterstützung des Kolpingwerkes ihr eigenes und das Leben ihrer Familien verbessern konnten.  Beim Treffen in Zone Pannur waren die Kolpingsfamilien ganz stolz, dass zwei der Mitglieder für das Dorfparlament kandidieren werden. Eine Frau hat den Führerschein gemacht und ist jetzt Fahrerin eines TukTuk.

Eigeninitiative zahlt sich aus

Mitglieder der Kolpingsfamilie St. Thomas in Chinnamuttom, einem Küstendorf im Distrikt Kanyakumari, haben vor kurzem mit der Herstellung von Dünger aus Fischabfällen begonnen. Die Gruppe kauft frischen Fisch in großen Mengen, säubert ihn und verarbeitet ihn zu Trockenfisch, der auf dem Markt verkauft wird. Die Fischreste werden nach der Reinigung zur Herstellung des Düngers verwendet.

Die Verwendung von großen Komposttanks konnten wir in einer Kolpingsfamilie in Sahaya Nagar in der Diözese Kuzhithurai besichtigen. Hier werden die Abfälle der umliegenden Haushalte und des Hochzeitssaales gesammelt und zu Dünger verarbeitet. Die Gruppenmitglieder verwenden den Dünger nicht nur für den Eigenbedarf, sondern verkaufen ihn auch in der Nachbarschaft.

Kolpingsfamilie betreibt Bioladen

Kolpingmitglied Sunitha präsentierte stolz ihren Hinterhofgarten, in dem sie eine Vielzahl von Gemüsesorten anbaut. Die Produkte werden über den Bioladen verkauft, der von der Kolpingsfamilie gemeinsam geführt wird. Der Laden ist täglich geöffnet und verkauft das frische Bio-Gemüse, das von den 20 Mitgliedern in ihren Hinterhöfen angebaut wird. Die Gruppe nutzt WhatsApp, um ihre Produkte zu bewerben. Die verschiedenen Gemüsesorten, die im Laden erhältlich sind, werden per WhatsApp-Nachricht an die Kunden verschickt und sind innerhalb weniger Stunden nach der Ankündigung verkauft.

 

 

Kolping Indien unterstützt Existenzgründung

Die Kolpingschwestern Sreekala, Jaspin Shiney und Sunitha haben sich zusammengetan, um gemeinsam Mandelmilch, Süßigkeiten und Popcorn für ihren Lebensunterhalt herzustellen. Das Unternehmen wurde im Rahmen des Kolping India Livelihood Reconstruction Project gegründet. Die drei Mitglieder, die das Geschäft zuvor einzeln betrieben hatten, fanden es schwierig, ihr Geschäft nach der Covid-Pandemie wiederzubeleben.  Daher beschlossen sie als Team zu arbeiten, um mehr Produkte für den Markt zu produzieren. Dabei wurden sie von Kolping Indien finanziell unterstützt und bei der Durchführung beraten. Wir lernten auch die Geflügelzüchterin und Kolpingschwester Ranimol kennen von der Kolpingsfamilie Thanima, die etwa tausend Hühner hält und einen kleinen Teich zur Fischzucht in ihrem Garten betreibt.

Interessant ist auch, dass sich die Aktivitäten von Kolping herumsprechen und Aufmerksamkeit erregen: Während eines Mittagessens mit dem Bischof von Neyatinkara, Dr. Vincent Samuel, sprach dieser seine Hochachtung über die Arbeit von Kolping Indien aus.

 

 

Gleich zu Beginn der Reise wurde die Modellfarm von Kolping Indien und der Baufortschritt des Kolping-Bildungszentrums in Kancheepuram im Bundesstaat Tamil Nadu besichtigt, das Anfang Juni von Generalpräses Msgr. Christoph Huber eingeweiht wurde. Sobald es komplett fertig gestellt ist, werden dort Weiterbildungen im landwirtschaftlichen Bereich stattfinden. „Das Ressource Center wird künftig für die Kurse von Kolping Indien in den verschiedenen Bereichen der Projekte genutzt werden, damit die Ausbildung zu besserem Einkommen, Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit führt, ganz im Sinne Adolph Kolpings“, freut sich Generalpräses Christoph Huber. Im Verbund mit einer benachbarten Modellfarm werden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern dort etwa lernen, wie sie ihre Ernten und somit ihr Einkommen mit Hilfe ökologischer Anbaumethoden steigern können.